Jochberg | Aus Licht gezaubert

Jochberg

Mit meiner Nikon D610 bin ich wirklich sehr zufrieden: die Bildqualität ist wirklich fantastisch und auch sonst mag ich die Kamera einfach. Nur für Bergtouren finde ich sie zusammen mit dem Nikon 24-120/4 VR, das ich als Standard-Zoom benutzte, doch etwas groß und schwer. Als kleine, leichte Alternative habe ich noch eine Nikon V1. Leider hat Nikon das 1 System immer recht stiefmütterlich behandelt: es gibt bis heute kein Makro und kein lichtstarkes Standard-Zoom, und ein Nachfolger der V1 mit wirklich verbessertem Sensor ist auch nie erschienen.

Ein Artikel über die Panasonic Lumix G70 in der Naturfoto hat mich dann dazu gebracht, mich (mal wieder) etwas mit dem Micro Four Thirds (mFT) System von Olympus / Panasonic zu beschäftigen. Die mFT Sensoren haben etwa die doppelte Fläche des 1” Sensors der V1, die Kameras sind allerdings nicht viel größer und es gibt für das System eine recht große Auswahl an Kameras und Objektiven. Mehr durch Zufall habe ich dann ein recht günstiges Angebot für eine Olympus OM-D em5 im Kit mit dem excellenten Olympus 12-40/2.8 gefunden und einfach zugeschlagen. Die em5 mit dem 12-40/2.8 ist deutlich kleiner als die D610 mit dem 24-120/4 VR und nur etwa halb so schwer:

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Verglichen mit der V1 (hier mit dem 6.7-13 UWW) ist sie allerdings doch ein Stück größer und auch schwerer:

v1-em5-1115-2Der Winter ist dieses Jahr außergewöhnlich warm und selbst in den Bergen liegt kaum Schnee. Mitte Februar bin ich abends auf den Jochberg, um die Kamera mal auf Herz und Nieren zu testen. Als ich auf der Kesselberghöhe ankam war es noch bewölkt und recht windig. Der Wetterbericht hatte aber vorhergesagt daß es abends aufklaren und der Wind nachlassen sollte. Auf der Kesselberghöhe lag praktisch kein Schnee und es war richtig warm: um die 10 Grad, eigentlich viel zu warm für Mitte Februar. Von der Kesselberghöhe aus gehts erstmal steil durch den Wald Richtung Jochberg. Erstaunt mußte ich feststellen, daß schon die ersten Leberblümchen neben dem Weg blühten: eigentlich kein Wunder bei den Temperaturen. Der Weg war sehr matschig und teilweise ein richtiger Bach.

Als ich einen schönen Aussichtspunkt mit Blick auf den Kochelsee, etwa eine halbe Stunde unterhalb des Gipfels, erreichte, war es immer noch bedeckt:

OLYMPUS DIGITAL CAMERAÜber dem Walchensee war schon blauer Himmel:

OLYMPUS DIGITAL CAMERABlick auf die Jocheralm von kurz unterhalb des Gipfels (mit dem Olympus 40-150/4-5.6 fotografiert):

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAls ich auf dem Gipfel ankam wurde das Wetter richtig schön und der Wind ließ tatsächlich nach:

OLYMPUS DIGITAL CAMERARichtig viel Schnee lag auch auf dem Gipfel nicht. Um die em5 und das 12-40 mal richtig zu testen, habe ich ein Panorama vom Kochelsee und Walchensee mit der Sonne im Bild aufgenommen:

OLYMPUS DIGITAL CAMERALeider ist das 12-40 nicht ganz so Gegenlicht-unempfindlich wie mein Nikon 24-120. Um die Flares in den Griff zu bekommen hab ich bei den Bildern mit der Sonne im Bild immer zwei Aufnahmen gemacht, eine normal und eine mit dem Finger vor der Sonne. Das Bild mit dem Finger vor der Sonne hab ich dann benutzt, um die Flares zu entfernen. Die Sonnenstrahlen hab ich später mit Photoshop hinzugefügt, da ich ohne Stativ mit relativ großer Blende fotografiert habe.

Einen richtig spektakulären Sonnenuntergang gab es zwar nicht, aber immerhin wurde die, der Sonne gegenüberliegende Seite des Himmels schön rosa:

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAuch über dem Kochelsee und den gegenüber liegenden Bergen gab es dann noch ein paar bunte Wolken:

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

OLYMPUS DIGITAL CAMERAMein erster Eindruck von der Olympus OM-D em5 ist recht positiv:

  • Das System ist um einiges kleiner und leichter als die D610 + 24-120/4 VR. Die em5 + 12-40/2.8 + 40-150/4-5.6 paßt in eine relativ kleine Hüfttasche und man hat sie immer griffbereit.
  • Die Bedienung der em5 ist angenehm: man kann alle relevanten Funktionen über Knöpfe / Auswahlräder einstellen. Das einzige was mir negativ aufgefallen ist sind die Menüs: die sind doch teilweise sehr unlogisch. Aber wenn man die Kamera einmal nach seinen Wünschen konfiguriert hat braucht man sie eigentlich nicht mehr.
  • Die Bildqualität ist gut, aber beim Rauschen merkt man schon einen deutlichen Unterschied zur D610. Auch bei ISO 200 sieht man schon Rauschen und wenn man Schatten aufhellt wird das Rauschen schon recht deutlich sichtbar. Das ist sicher kein Problem für Fotobücher, kleinere Drucke oder gar Webseiten. Reicht man Bilder bei stockphoto-Seiten ein, wird man aber um entrauschen nicht herumkommen. Das Rauschen läßt sich aber sicher reduzieren wenn man nicht unterbelichtet, was ich bei den Bildern oben leider getan habe.
  • Der AF ist bei Tageslicht gut. Bei schlechtem Licht ist der AF der D610 und der V1 aber deutlich besser.
  • Das 4/3 Format hat mich interessanterweise gar nicht so gestört. Das war eigentlich bis jetzt immer der Hauptgrund warum ich mich nicht näher mit dem mFT System beschäftigt habe. Bei Panoramen finde ich es sogar recht angenehm, da man doch etwas weniger Bilder machen muß (wenn man im Hochformat fotografiert).
  • Das 12-40 ist wirklich exzellent: schon bei Offenblende scharf, guter Brennweitenbereich und sehr wertig verarbeitet. Einfach ein tolles Standardzoom! Leider ist es etwas Gegenlicht-anfälliger als mein Nikon 24-120/4 VR und die Blendensterne können auch nicht mit denen des Nikons mithalten. Aber damit kann man leben und Blendensterne kann man relativ leicht mit Photoshop verschönern.
  • Das 40-150/4-5.6 ist klein, leicht, optisch recht gut und recht günstig. Die Verarbeitung ist allerdings grausam: billiges Plastik, sogar das Bajonett ist aus Plastik.

Ich denke, ich werde in Zukunft bei Bergtouren immer die em5 mitnehmen, außer vielleicht wenn ich Nachtaufnahmen machen will. Dafür ist die D610 doch besser geeignet.

Warum mFT und kein anderes spiegelloses System? Mich hätte persönlich die Sony A6000 auch interessiert. Vom Sensor und dem AF ist sie der em5 sicher deutlich überlegen und man bekommt sie in der Zwischenzeit auch schon recht günstig. Leider gibt es für die A6000 nicht allzu viele gute Objektive: Das 16-70/4 ist wohl ok, aber nicht so gut wie das 12-40 und recht teuer. Das Fuji-X System ist wohl sehr gut, daran hat mich aber gestört, daß es kein kleines, leichtes Standard-Zoom gibt, das bei 24mm KB anfängt. Und Lightroom scheint wohl immer noch Probleme mit den X-Trans RAW Files zu haben. Da ich nur in RAW fotografiere und nicht auf einen anderen RAW-Konverter umsteigen will, war das für mich der eigentliche Grund, keine Fuji zu kaufen. Bleibt noch die Sony A7: das System ist mir letztendlich einfach zu nah an der D610 und mir auch viel zu teuer: Eine A7II + 24-70/4 + 16-35/4 + 70-200/4 kostet neu etwa 4500 Euro. Das ist fast das doppelte, das ich für meine D610 + 18-35/3.5-4.5 + 24-120/4 + 70-200/4 (allerdings gebraucht) ausgegeben habe. Und am Ende hab ich dann ein System, daß auch kaum kleiner und leichter als mein Nikon-System ist. Die A7 würde nur dann Sinn machen, wenn ich mein Nikon-System komplett ersetze, aber Stand heute denke ich, daß das nur einen Haufen kosten würde und keine echten Vorteile bringen würde.

Ich kann mir gut vorstellen daß ich in Zukunft meine D610 öfter mal daheim lassen werde und einfach die deutlich kleinere und leichtere Olympus mitnehme. Ich denke Olympus und Panasonic ist mit mFT ein System gelungen, bei dem die Balance aus Größe und Gewicht und Bildqualität stimmt. Man sollte sich hier von dem Olympus 12-40/2.8 nicht täuschen lassen: das ist für mFT-Verhältnisse schon recht groß und schwer. Es gibt deutlich kleinere und leichtere Standard-Zooms und auch kleinere und leichtere Kameragehäuse. Ein großer Vorteil von mFT gegenüber anderen spiegellosen Systemen ist die große Auswahl an Objektiven: vom UWW bis zum Supertele gibt es alles, und teilweise bekommt man die Kameras und Objektive gebraucht recht günstig.